Jedes Kind kann schlafen lernen
Immer noch wird Eltern das Buch mit diesem Titel genannt und sogar empfohlen, wenn es um das Thema Kinderschlaf geht. Der Titel ist bekannt, doch was genau auf die Eltern und ihr Baby zukommt ist nicht klar.
Viele der darin enthaltenen Informationen scheinen auf den ersten Blick eventuell plausibel; viele Eltern, die Hilfe beim Thema Babyschlaf suchen haben das Bedürfnis die Tipps sofort umsetzen, damit das eigene Kind nun endlich lernt zu schlafen. Jedoch birgt die Methode grundliegende Gefahren!
Muss ein Baby denn überhaupt LERNEN zu schlafen?!
Eigentlich heißt es doch, man schläft „wie ein Baby“. Und findet ein Neugeborenes nicht scheinbar überall in den Schlaf?
In den ersten Lebenswochen haben die Babys noch keinen circadianen Rhythmus entwickelt, das heißt sie haben noch kein Gespür für Tag und Nacht. Entwickelt sich dieser mit der Zeit, wird es schon etwas schwieriger mit dem „überall“ und „immer“ einschlafen. Evolutionsbiologisch genießen die Neulinge anfangs engen, intensiven Körperkontakt, oftmals mit Bewegung; sei es sanftes Wiegen oder beim Tragen. Das ist es, was sie aus dem Mutterleib gewohnt sind und brauchen. Es wiegt sie in Sicherheit. Und nun plötzlich wird von einem Kind erwartet, dass es sich innerhalb weniger Tage komplett umstellt? Schließlich hat man ihm über Monate seine Hilfe beim Einschlafen geboten und es begleitet.. und auf einmal soll es zusehen, wie es alleine klar kommt, ohne engen Körperkontakt und Bewegung?!
Das Schlaftraining aus dem Buch empfiehlt das Kind in länger werdenden Abständen alleine zu lassen und „kontrolliert“ schreien zu lassen. Das ist natürlich mit viel Aufregung, Tränen, Zweifeln und eben: Widerstand verbunden. Mütter berichten, dass sie das verzweifelte Weinen noch nicht ein Mal 5 Minuten ausgehalten haben- was anders auch völlig entgegen der Natur sprechen würde. Viele schwören hinterher, das ihren Kindern nie wieder anzutun; dass ihr Herz immer noch schmerzt, wenn sie an diese Nächte zurückdenken. Und ja, sie wussten es damals nicht anders. ⠀
Die Gefahr dieser Methode ist: die Kinder resignieren ihre Bedürfnisse deutlich zu machen und schlafen vor Erschöpfung ein.
Sie werden in ihrem Urvertrauen massiv erschüttert, sie werden in ihrem Schmerz der Unsicherheit alleine gelassen. Ihre Angst und ihr Bedürfnis nach Sicherheit wird nicht gehört bzw. nicht wahrgenommen. Dieses Erlebnis traumatisiert. Diese Art des Trainings stammmt übrigens aus der Tierdressur.
Selbstverständlich kann es jede Familie selbst entscheiden. Ich möchte jedoch mit diesem Beitrag deutlich machen: es gibt andere Wege!
Man muss kein Kind alleine weinen lassen, um zu ruhigen Nächten zu kommen. Manchmal dauert ein sanfter, bindungs- und bedürfnisorientierter Weg zwei bis drei, manchmal auch 4 Wochen, aber man hat danach kein schlechtes Gewissen, Vertrauensverlust, traumatisiertes Kind, sondern nur die Gewissheit, sein Kind auch nachts stets liebevoll begleitet zu haben.