Nachtschreck ist ein sehr sensibles Thema. Zum Einen, da es für viele Familien sehr belastend sein kann, zum anderen, da es keine Empfehlungen gibt, die dem Kind akut in der Situation helfen können.
Trotz des Panik ähnlichen Zustandes des Kindes und das meist, voll Angst geprägte Verhalten, können die Eltern in der Situation stark verunsichern. Kontaktaufnahme zu dem Kind ist in der Situation meist nicht möglich.
Für die Kinder ist diese Erfahrung jedoch- im Nachhinein- harmlos.
Einige Eltern haben es bereits bei eigenen Kindern miterlebt und berichten danach, dass man sich hilflos vorkommt. Die Einzige Möglichkeit scheint abzuwarten bis es vorbei ist. Und so ist es tatsächlich auch, es kommt unerwartet und endet genauso, ohne dass man den Verlauf oder die Dauer beeinflussen kann.
Was passiert denn bei einem Nachtschreck genau?
Zunächst ist der Parvor nocturnus klar zu definieren und vom „Alptraum“ zu unterscheiden: Alpträume treten typischer Weise in der zweiten Nachthälfte auf, der Nachtschreck in der ersten Nachthälfte.
Kinder, die unter Alpträumen leiden, sind weckbar und können sich meist (im Kindesalter natürlich schwer bzgl. Kommunikation) an Inhalte vom Erlebtem erinnern. Beim Nachtschreck herrscht morgens völlige Amnesie.
Forscher wissen bisher lediglich, dass es in der Tiefschlafphase passiert, also dann, wenn das Kind definitiv keinen schlechten Traum gesehen haben kann. Es kommt meistens 1 bis 3 Stunden nach dem Einschlafen, also in der ersten Nachthälfte. Vorwiegend tritt der Nachtschreck bei Kindern im Alter von 3 bis 5 Jahren auf. Jungs sind, statistisch gesehen, öfter betroffen als Mädchen und offiziell sind es 5% aller Kinder, wobei Forscher von 30% als Dunkelziffer ausgehen.
Was die Ursachen von Nachtschreck angeht, so gibt es seitens Wissenschaft noch keine eindeutige Antwort. Forschungsergebnisse brachten jedoch Hinweise darauf, dass die allgemeine Überlastung des Nervensystems bei einem Kind dazu führen kann, dass es in der Nacht schreiend und mit geöffneten Augen in seinem Bett sitzt, steht und zwischen Schlaf und Wachsein gefangen ist.
Neben viel Aufregung am Tag stimmen die Forschungsergebnisse bis jetzt in einer weiteren Ursache überein: SCHLAFMANGEL bzw. ÜBERMÜDUNG werden oft bei Kindern beobachtet, die gerade eine Nachtschreck-Phase erleben. Eventuell kann das Wiederaufnehmen eines Mittagsschlafs empfohlen werden, um den Tiefschlafdruck am Abend zu reduzieren. Es sollte genau auf Tagesabläufe; viel Input, z.B. in Form von langen Fremdbetreuungsstunden, Strukturen, z.B. Erziehungsart, Ängste, Herausforderungen der Kinder und interne Familienthemen geachtet werden.
Das heißt, oftmals stehen hier um einiges tiefere Themen an, die Beachtung brauchen. Gibt es unterschwellig Themen, die die Eltern beschäftigen, die Kinder unbewusst aufnehmen oder beschäftigen. Hier genau hinzusehen und zu hinterfragen KANN eine Hilfe sein, es MUSS aber nicht immer etwas „Großes“ sein.
In meiner Laufbahn als Schlafberaterin hatte ich bis jetzt drei Fälle von Kindern, die mit der Herausforderung Nachtschreck leben. In allen Fällen ging es darum, den täglichen Input etwas zu reduzieren und Rituale einzuhalten. Kinder mit Nachtschreck tun sich oftmals leichter, wenn sie fixe Vorgehensweisen haben, an denen sie sich orientieren können. Verlässliche Rituale helfen hier. Die Kinder hatten alle eine etwas andere Art des Schrecks, mal 2-3 mal wöchentlich, mal einmal in zwei Monaten. Mal von 10 Minuten bis zu einer halben Stunde.
Bei häufigem Auftreten sollte ein Anfallsleiden differentialdiagnostisch ausgeschlossen werden.
(Eine medikamentöse Behandlung sollte nur in Ausnahmefällen und kurzfristig erfolgen).
Weitere Informationen bekommt ihr hier.